(Teilweise) glückliches Ende für beschlagnahmte Ziegen

Linda und Bernd Christof machten sich auf den Weg um 5 völlig abgemagerte Zwergziegen abzuholen. Für die sechste kam jede Hilfe zu spät, sie war verhungert. Die übrigen 5 Ziegen waren so schwach, dass 3 von ihnen zum Einsatzfahrzeug getragen werden mussten. Eine weibliche Ziege konnte nicht einmal mehr stehen.
Auf dem Geißblatthof angekommen galt es dann die Tiere mit Raufutter und Wasser schonend wieder an Nahrungsaufnahme zu gewöhnen. Unsere Tierärztin konnte auch nach dem Anfüttern nur mäßige Pansengeräusche feststellen und fürchtete schon, zu viele Mikroorganismen (ohne die eine Verdauung beim Wiederkäuer nicht funktioniert) seien mangels Nahrung abgestorben, dann käme jede Hilfe zu spät. Von den 5 Tieren waren die drei Böcke in deutlich besserer Verfassung als die zwei weiblichen. Umso schockierender war es, dass am zweiten Tag einer der Böcke tot im Stall lag!
Die Obduktion zeigte einen weiteren erschreckenden Sachverhalt: der Pansen war prall gefüllt mit Siloplane und Silonetzen, die das komplizierte Vier-Mägen-System eines Wiederkäuers zum Stillstand bringen können oder, im Falle der Netze, ganze Abschnitte abschnüren können. Die verhungernden Tiere hatten in ihrer Not offensichtlich die Planen und Netze aufgefressen, in denen ihr Futter vormals verpackt war. Der bloße Geruch nach Futter hatte die hungrigen Tiere dazu getrieben.

Der Tod dieses Bockes bedeutete leider auch, dass die übrigen vier noch lange nicht außer Lebensgefahr wären, selbst wenn bei allen die Verdauung wieder in Gang käme. Die Plastikreste in den Mägen könnten noch monatelang zu Komplikationen bis hin zum Tode führen, gab die Tierärztin zu bedenken.
Die Ziege, die zu schwach zum Stehen war, wurde immer mal wieder für eine halbe Stunde mit dem Bauch in ein Tragetuch über einen Strohballen gehängt damit die beim Liegen ständig angewinkelten Beine nicht steif wurden; die Auszubildenden des Geißblatthofs wurden in Krankengymnastik unterwiesen, die sie bei dem erbärmlichen Tier in Anwendung brachten. Nach rund zwei Wochen durften die Ziegen zum ersten Mal auf die Weide, das schlimmste war geschafft und auch Margot, die anfangs nicht stehen konnte war immer mit dabei, auch wenn sie noch mehr Liegepausen brauchte als die anderen.

Dann erst rückte die nächste Sorge in den Vordergrund: alle Tiere waren bei Ankunft unkastriert , die Sicherstellung erfolgte mitten in der Decksaison. Waren die beiden klapperdürren, ausgemergelten weblichen Tiere womöglich auch noch tragend? Und wenn ja, wie lange schon? Würden sie dieGeburt, die Trächtigkeit und danach die kraftzehrende Laktationsperiode überleben oder würde so viel Energie in die Lämmer gehen, dass die Muttertiere sterben würden? Würden die Lämmer überhaupt lebensfähig sein oder durch die Unterversorgung währende der Trächtigkeit unterentwickelt und schwächlich sein? Könnte man die Tiere überhaupt vermitteln mit der Pansen-Problematik und der Risikoträchtigkeit?
Aber das Universum hatte offensichtlich beschlossen, dass die Pechsträhne für die letzten vier nun endgültig vorbei sein sollte.
Die mittlerweile kastrierten Böckchen übernahm eine Tierarzthelferin unserer Tierärztin, die beiden Ziegenmädels Maria und Margot (weil sie so schön jodeln!) nahm ein Nachbar bei sich auf.

Um Weihnachten herum wurde klar: beide sind tragend und im Frühjahr hat jede zwei kerngesunde Lämmer zur Welt gebracht. Die Fotos zeigen es deutlich: Mütter und Kinder sind wohlauf! So ist es doch für einen Teil der Ziegen noch zu einem glücklichen Ende gekommen.

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